Darsteller:
Jacques Gamblin, Isabel Carré, Bruno
Putzulu, Maria Pitarresi, Philippe Said, Anne Loiret.
Die Story: Der französische Landarzt Pierre Cessac
(Jacques Gamblin) und seine Frau Géraldine (Isabelle Carré) führen ein
glückliches Eheleben. Doch ein Umstand macht den beiden schwer zu schaffen:
Das Kinderzimmer im eigenen Haus steht leer. Da es den beiden nicht möglich
ist, eigene Kinder zu bekommen, entschließen sie sich, nach Kambodscha zu
reisen und sich dort auf die Suche nach einem Adoptivkind zu machen. In
Phnom-Penh angelangt stellt sich dieses Unterfangen als sehr viel schwieriger
heraus, als ursprünglich durch die in Frankreich erlangten Informationen
angenommen. Zum einen sind die beiden bei weitem nicht die einzigen
Interessenten für ein Kind, das weder an Hepatitis oder Aids leidet und auch
nicht durch Kinderhändler zu ihnen gelangt. Zum anderen werden ihnen von den
zuständigen Behörden zahlreiche Steine in den Weg gelegt – von an Schikane
grenzender Bürokratie bis zu korrupten Sachbearbeitern ist alles vertreten.
Schnell merken die beiden, dass nicht nur die Gunst der Waisenhäuser gewonnen
werden will, um ein Kind adoptieren zu können. Neben zahlreichen schriftlichen
Genehmigungen, Dokumenten und Geschenken, bedarf es neben einem
obligatorischen Preis für das Baby, auch der ein oder anderen „Spende“, die
meist ein recht üppiger Geldbetrag im vierstelligen Bereich ist. Und dabei ist
das Zurechtfinden in dem fremden Land schon abenteuerlich genug. Auch im
Hotel, das sich auf potenzielle französische Adoptiveltern spezialisiert hat,
ist die Atmosphäre mitunter sehr gespannt. Als die Lage unter diesen Umständen
fast aussichtslos scheint, macht sich bei Géraldine Verzweiflung breit, was
schließlich sogar die Beziehung der Eheleute auf eine harte Probe stellt…
Die Stars: Jacques Gamblin ist einer der
bekanntesten französischen Schauspieler. Er wirkte in über 40 Produktionen
mit, darunter „Hippolytes Fest“, „Der Geschmack der Frauen“ oder „Die Farbe
der Lüge“. Die 1971 geborene Isabel Carré war bei uns erstmals 1989 in „Milch
und Schokolade“ zu sehen. Danach spielte sie in über 3o Filmen, unter anderem
neben Audrey Tautou in „Wahnsinnig verliebt“.
Der Regisseur: Der 64-jährige französische
Regisseur, Autor und Produzent Bertrand Tavernier gilt als einer der
eigensinnigsten Filmemacher seiner Generation. Nach kurzem Jura-Studium in
Paris schreibt er Filmkritiken für die Zeitung „Cahiers du Cinéma“. Im Jahr
1973 dreht er mit „Der Uhrmacher von St. Paul“ seinen ersten eigenen
Spielfilm. Bekannt wird er durch die Sartire „Der Saustall“. Sein grösster
Erfolg ist der Jazz-Film „Round Midnight“.
stadtmagazin-Bewertung: Die Adoption von Kindern
aus Dritte-Welt-Ländern durch kinderlose Ehepaare aus reichen
Industrienationen ist nach wie vor ein viel diskutiertes und kontroverses
Problem, das auch in Bertrand Taverniers Drama „Holy Lola“ thematisiert wird.
Nach eigener Aussage ging es ihm bei diesem Projekt jedoch nicht darum, einen
Thesen-Film zum Thema Adoption zu machen, sondern in erster Linie die
Geschichte eines Paares zu erzählen. Den ganzen Film lang stehen Pierre und
Géraldine im Zentrum der Handlung. Diese Perspektive lässt den Zuschauer von
Anfang an mit den beiden Protagonisten in die fremde Welt Kambodschas
eintauchen und an ihren Hoffnungen und Ängsten teilhaben. “Holy Lola³ ist eine
zweistündige Tour de Force über den Wunsch nach einer Zukunft. Mitunter löst
sich das Drama von seiner bedrückenden Thematik und wird zur Komödie, zum
Beispiel wenn die Ehepaare im Hotel vortrefflich über verschwundene
Lacoste-Polohemden streiten.
Einzelne Sequenzen in den
Straßen Phnom Penhs wirken wie eine authentische Live-Reportage. Das Spiel von Isabel
Carré und Jacques
Gamblin besticht durch seine Natürlichkeit. „Holy Lola“ ist genauso
schmerzlich wie ergreifend schön und ein bewegendes Kinoerlebnis!
-jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart 18. August 2005
Verleih: Prokino Filmverleih
Dumplings - Delikate Versuchung
Hongkong 2004 / 91 Min.
Regie: Fruit Chan.
Darsteller: Bai Ling, Miriam Yeung, Tong Ka-Fai
Leung.
Die Story: Das ehemalige Seifenopern-Starlet Qing
(Miriam Yeung) ist mittlerweile in den sogenannten „Besten Jahren einer Frau“,
also in den Vierzigern, und sehnt sich nach der Zeit zurück, als sie ihr
Publikum noch auf jugendlich charmante Weise verzauberte. Auch ihr
wohlhabender Ehemann Sije Li (Tony Ka-Fai Leung) hat ihr seine Zuneigung und
Aufmerksamkeit zugunsten seiner weitaus jüngeren Masseuse längst entzogen.
Qings Wunsch nach Veränderung und Verjüngung ist so groß und unerträglich,
dass sie eines Tages Mei (Bai Ling) aufsucht. Mei ist bekannt für ihre
spezielle Verjüngungsspeise: extrem teure Klöße mit halb transparenter
Außenhaut und spezieller Fleischfüllung, deren Herkunft dem aufmerksamen
Zuschauer bereits ganz am Anfang des Films offengelegt wird. Verführerisch und
verlockend preist die ehemalige Gynäkologin Mei ihrer Kundin die verjüngenden
Klöße an. Qing stoßen gemischte Gefühle vor und während dem Verzehren der
Mahlzeit auf. Sie schlägt sich jedoch tapfer, denn die Aussicht auf die
ersehnte Wirkung ist stärker als der Ekel. Doch es ist wie eine Sucht: je mehr
ihr Gatte durch seine Liebschaft zu entgleiten droht, desto drängender wird
ihr Verlangen auf schnellere Verjüngung. Da helfen nur noch drastische
Maßnahmen. Ein Fötus im fünften Monat soll es sein, der angeblich zum
schnellen, gewünschten Ergebnis führt, doch Mei hat Nachschubprobleme…
Der Star: Die chinesische Schauspielerin Bai Ling
war zuletzt als Jurymitglied der Berlinale 2005 im Rampenlicht. Zu ihren
Filmerfolgen gehören „Die Krähe“; „Red Corner“, „Nixon“; „Anna und der König“
und „Sky Captain and the World of Tomorrow“.
Der Regisseur: Fruit Chan, geboren in Guangzhou,
China ist im Alter von zehn Jahren nach Hongkong gezogen. In seinen Filmen
setzt er sich meistens mit der sozialen Wirklichkeit und der politischen
Situation Hongkongs auseinander. Mit „Made in Hongkong“ von 1997 machte er
sich einen Namen im unabhängigen Hongkong-Kino und legt mit „Dumplings“ seinen
ersten kommerziellen Film vor. Der Film ist die Lang-Version des gleichnamigen
Kurzfilms, der Teil einer Trilogie mit dem Titel „Three...Extremes“ ist.
stadtmagazin-Bewertung: Dass sie in China auch
Hunde essen, hat uns bereits das dänische Dogma-Kino serviert. In diesem
filmischen Hauptgericht nun kommen noch halb ausgebrütete Enteneier und andere
Unappetitlichkeiten dazu. Auch dass zur Steigerung der Potenz diverse
Mittelchen eingenommen werden, ist hinlänglich bekannt. Hongkong-Regisseur
Fruit Chan fügt dem Speise- und Stimulierungsplan nun eine weitere Komponente
hinzu. Im um das Thema Jugend- und Schönheitswahn kreisenden „Dumplings“
serviert er menschliche Föten. Die Idee alleine ist schon ziemlich
unappetitlich, die filmische Umsetzung ist für zartbesaitete Gemüter dann aber
wirklich starker Tobak. Christopher Doyles phantastische Kamera fängt das
Zubereitungsritual in einem Wechselspiel zwischen appetitanregenden und
erschauernden Szenen ein. Visuell bekommt man dann noch von einer
Lebend-Abtreibung im 5 Monat bis hin zur Zubereitung des Fötus alles sehr
detailliert in blassen Farben und auf den Magen schlagenden
Sound-Kompositionen verabreicht. Regisseur Chan lässt nichts aus und stellt so
die umstrittenen Mittel und Methoden der chinesischen Medizin einerseits an
den Pranger, die schon so mancher Spezies auf unserem Planeten den Garaus
gemacht hat, und lässt doch die Spur des Zweifels zu, ob diese Rezepte nicht
vielleicht doch hochwirksam sind. Unschwer zu erraten, dass „Dumplings“ in
China verboten ist. Was aber nichts daran ändert, dass Regisseur Chan hier
eine extrem radikale Form gefunden hat, das inzwischen auch in China auf der
Tagesordnung stehende Thema Schönheitswahns auf das Tagesmenü zu bringen. Ein
Film, den man nicht so schnell vergisst und der auch nach dem das Licht im
Kinosaal wieder an ist, im Kopf weiter geht – und im Magen…
–jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 4. August 2005
Verleih: 3L Filmverleih
Allein
Deutschland 2004 / 88 Min.
Regie: Thomas Durchschlag.
Darsteller: Lavinia
Wilson, Maximilian Brückner, Richy Müller, Victoria Mayer, Tobias van Dieken,
Holger Kunkel, Peter Fieseler, Daniel Drewes.
Die Story: Die Studentin Maria (Lavinia Wilson)
führt ein Leben, das geprägt ist von der Sucht nach Nähe, von Exzessen mit
Sex, Tabletten, Alkohol und dem Hang zur Selbstverletzung. Ihr größter Feind
ist das Alleinsein, das sie in der Affäre zum älteren Wolfgang (Richy Müller)
und zahlreichen One-Night-Stands zu vermeiden sucht. Eines
Morgens taucht an Marias Arbeitsplatz, der Essener Universitätsbibliothek, Jan (Maximilian
Brückner) auf. Der junge Tiermedizinstudent aus München leistet ein Praxissemester
im Wuppertaler Zoo ab und blitzt zuerst ziemlich heftig bei Maria ab. Doch
nach einem weiteren unbefriedigenden One-Night-Stand mit einem Fremden aus
einer Disco, kommen sich Jan und Maria schließlich doch näher. Jan ist sehr
zurückhaltend und Maria spürt, dass sie zum ersten Mal eine aufrichtige und
ehrliche Liebe erleben könnte. Diese
Beziehung ist etwas ganz anderes als das, was sie bisher erlebt hat. Sie möchte
mit ihrem alten Leben brechen, weiß aber nicht, wie das gehen soll und hat
Angst zu scheitern. Aus dem Wunsch heraus,
ihre instabile Lebensweise vor Jan zu verbergen, verschweigt sie ihm ihr
Innerstes und stellt so sein Vertrauen auf eine harte Probe.
Gerade damit steuert sie auf eine Katastrophe zu, denn Jan fährt für eine
Woche auf Exkursion nach Holland und plötzlich werden die Zweifel in Maria
immer stärker und Wolfgang taucht auch wieder auf…
Der Star: Lavinia Wilson
(„Julietta“; „Schussangst“) wurde für ihre grandiose Leistung als Liebes-,
Sex- und Alkohol-süchtige Studentin Maria mit dem diesjährigen
Max-Ophüls-Preis als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet. Ihr
virtuoses Spiel, das innerhalb von Sekunden Geborgenheit in Misstrauen,
Freundlichkeit in blinde Wut umschlagen lässt ist wirklich sensationell.
Der Regisseur: In seinem Spielfilmdebüt erzählt
Regisseur und Drehbuchautor Thomas Durchschlag, 30-jähriger Absolvent der
Kunsthochschule für Medien in Köln, behutsam und melodramatisch die Geschichte
einer jungen Frau, die ihre innere Leere mit Drogen, flüchtigen Affären und
selbst zugefügten Schmerzen versucht zu vergessen.
stadtmagazin-Bewertung: Die Stärke des Films
besteht in der gegensätzlichen Inszenierung von Oberflächlichkeit und der
emotionalen Abgründigkeit seiner Hauptfigur, für die Psychiater den Begriff
„Borderline-Syndrom“ parat haben. Mit einer beeindruckenden schauspielerischen
Präsenz wandelt Lavina Wilson in der Rolle von Maria zwischen diesen beiden
Extremen. Von einer Sekunde zur anderen wechselt ihre Mimik von einer
unbeschwerten jugendlichen Leichtigkeit zu einer maskenhaften Starre. Sie
lässt zu keinem Zeitpunkt einen Funken Zweifel an der Figur Maria aufkommen.
Wenn sie traurig ist, ist sie traurig, wenn die Leere sie überkommt, ist in
ihrem Blick nur noch Leere, wenn sie einen der wenigen Augenblicke des Glücks
erhascht, dann ist ihr Gesicht ein einziges Strahlen. Meisterhaft spielt sie
die Klaviatur der schnellen Emotionswechsel - jongliert mit Sprachebenen und
Tonfall. Autor und Regisseur Durchschlag
reduziert die Geschichte auf das Notwendigste, verzichtet auf
psychologisierende Erklärungen. Auch die Musik von Maciej Sledziecki, die
manchmal an die melancholischen Kompositionen von Eric Satie erinnert, ist in
ihren dissonanten Klangfarben das Spiegelbild einer Seele, die aus der Balance
geraten ist. Eine
beeindruckende und schnörkellose Charakterstudie, behutsam und melodramatisch
erzählt, von sinnlicher Eleganz die den Zuschauer völlig in ihren Bann zieht.
-jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 28. Juli 2005
Filmverleih: Zorro Film
Sin City
USA 2005 / 126 Minuten
Regie: Robert Rodriguez, Frank Miller, Quentin
Tarantino (Gastregisseur).
Darsteller: Bruce Willis, Mickey Rourke, Jessica
Alba, Benicio del Toro, Brittany Murphy, Clive Owen, Elijah Wood, Rosario
Dawson, Michael Clarke Duncan, Michael Madsen, Josh Hartnett.
Die Story: Drei einzelne Geschichten mit Figuren,
deren Wege sich teilweise kreuzen. John Hartigan (Bruce Willis), der letzte
ehrliche Bulle in ganz Sin City, kann dem perversen Junior (Nick Stahl), Sohn
eines mächtigen Senators, Einhalt gebieten. Junior entführt junge Mädchen um
sich an ihnen zu vergehen. Hartigan rettete die elfjährige Nancy aus den
Fängen des Psychopaten. Doch bevor er diesen endgültig unschädlich machen
kann, wird er von seinem weniger integren Partner Bob (Michael Madsen)
niedergeschossen. Was folgt sind Jahre der Isolation, denn der Senator hat
dafür gesorgt, dass Hartigan nun selbst als Päderast im Gefängnis versauert.
Nancy weiß um seine Unschuld und schreibt ihm unter falschen Namen und in
ewiger Dankbarkeit… An einem anderen Ende der Stadt findet der
Rachefeldzug eines unerbittlichen Straßenkämpfers statt. Marv (Mickey Rourke)
ist ein Ungetüm von einem Kerl, der so etwas wie Liebe nie erfahren hat, doch
in jener folgenschweren Nacht verirrte sich Goldie (Jaime King) in seine
starken Arme. War es wirklich Liebe, suchte sie nur seinen Schutz oder sollte
es gar die schönste Falle sein, in die Marv bisher geraten
war. Am nächsten Morgen ist sie tot. Ein
lautloser Killer hatte Goldie getötet, während Marv nur wenige Zentimeter
neben ihr im Bett lag. Doch wer auch immer hierfür verantwortlich ist, muss
nun mit seiner blutigen Rache rechnen. Marv zieht los um zu tun wofür er
bestimmt ist – er geht über Leichen… Im alten Teil der Stadt haben die
Prostituierten mit der korrupten Polizei und auch der Mafia einen
Waffenstillstand ausgehandelt. Doch durch die Verkettung unglücklicher
Umstände droht Krieg. Die Barkeeperin Shellie (Brittany Murphy) und ihr neuer
Liebhaber Dwight (Clive Owen) haben ihren Ex-Lover Jackie Boy (Benicio del
Toro) vor die Tür gesetzt. Grund genug mit seinen Kumpels nach „Old Town“ zu
fahren und den leichten Mädels dort einen Besuch abzustatten. Doch wer sich
nicht zu benehmen weiß und die Gesetzte der Straße nicht achtet, muss sterben.
So auch Jackie Boy, der wie sich herausstellt eigentlich ein Cop ist. Schnell
wird klar, dass die Toten auf der Straße noch lange nicht die letzten sein
werden in dieser Nacht… Acht lange Jahre später kommt der Ex-Cop Hartigan
wieder auf freien Fuß. Die mittlerweile erwachsene Nancy (Jessica Alba) ist
erneut in Gefahr und wieder ist John Hartigan zur Stelle. Nun muss zu Ende
geführt werden, was vor vielen Jahren begann…
Die Stars: Die
Besetzung ist eine Top-Liste der Lieblings-Stars von Robert Rodriguez und
Quentin Tarantino. Angeführt von Bruce Willis („Die Hard“) spielen Mickey
Rourke („9 ½ Wochen“), Jessica Alba (Fantastic Four“), Benicio del Torro
(„Traffic“), Brittany Murphy („8 Mile“), Clive Owen („King Arthur“), Elijah
Wood („Herr der Ringe“), Michael Clarke Duncan („The Green Mile“), Michael
Madsen („Kill Bill“) und Josh Hartnett („Pearl Harbour“).
Die Regisseure: Robert Rodriguez wurde mit Filmen
wie “El Mariachi”, “Desperado” oder auch durch seine “Spy Kids”-Serie bekannt.
Für Frank Miller markiert die Verfilmung seiner Comic-Serie sein Regie-Debüt.
Quentin Tarantino („Pulp Fiction“; „Jackie Brown“; „Kill Bill“) fungiert bei
seinem alten Spezi Robert aus gemeinsamen Zeiten als Videothekare in Austin,
Texas als Gastregisseur.
stadtmagazin-Bewertung: Sin City heißt eigentlich
Basin City und ist eine imaginäre Stadt, die nur in Schwarz und Weiß
existiert. Ein finsterer Ort, der geschaffen wurde, um das Böse zu
beherbergen. Frank Millers noch nicht abgeschlossener Comic-Zyklus diente als
Vorlage für das Drehbuch und sein jetziges Regiedebüt. An der Seite des
Allrounders Robert Rodriguez, der neben der Regie auch für Kamera, Schnitt und
Musik verantwortlich zeichnete, präsentiert Miller nun die berauschende
Leinwandversion seiner Comichefte. Brutal und teilweise bestialisch überhöht,
subversiv und als Hommage an die B-Movies der schwarzen Serie angelegt. „Sin
City“ ist die comicartigste Realverfilmung, die es bisher im Kino gab.
Gleichzeitig das schwarz/weiße Gegenteil, aber auch der nächste Verwandte zur
knallbunten Verfilmung von „Dick Tracy“. Selten zuvor war das Böse so schön
verpackt wie in diesem visuellen Meisterwerk. Ästhetisch, berauschend und
innovativ seine Optik. Nah am Original der Comic-Vorlage, wurde ein Stil
kreiert, der seinesgleichen sucht. Nur vereinzelte Farbtupfer brechen
monochrome Optik auf. Nichts für schwache Nerven und Freunde von intelligenten
Dialogen.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 11. August 2005
Filmverleih: Buena Vista
Don’t come knocking
Deutschland 2005 / 122 Minuten
Regie: Wim Wenders.
Darsteller: Sam Shepard, Jessica Lange, Tim Roth,
Gabriel Mann, Sarah Polley, Fairuza Balk, Eva Marie Saint.
Die Story: Howard Spence (Sam Shepard) ist ein
abgehalfterter Hollywood-Westernstar. In den guten alten Western-Zeiten war er
der Badboy der Traumfabrik. Heute dreht er nur noch drittklassige Filme.
Während der Dreharbeiten so eines Films verschwindet er einfach vom Set. Nur
die schalen Überreste seiner letzten Routine-Orgie, viele leere Flaschen und
ein paar junge Frauen, bleiben in seinem Trailer zurück. Den Helden hält
nichts mehr, auf seiner Flucht tauscht der Kino-Cowboy das Pferd und sein
letztes Hemd gegen ein paar schäbige Klamotten ein. Während sich der wortkarge
Versicherungsdetektiv Sutter (Tim Roth) als moderner Kopfgeldjäger auf die
Fersen des abtrünnigen Darstellers macht, sucht der sein Glück bei Muttern
(Eva Marie Saint). Die hat er seit 30 Jahren nicht mehr gesehen. Aber die
Zeiten ändern sich eben. Erst recht, als Howard erfährt, dass er vermutlich
ein Kind hat, von dem er nichts ahnte. Plötzlich erwacht neues Leben in dem
Lebensmüden. Er fährt in jenes Kaff, in dem er einst einen berühmten Western
drehte. Tatsächlich kellnert dort noch immer die hübsche Doreen (Jessica
Lange). Doch weder sie noch ihr erwachsener Sohn Earl (Gabriel Mann) sind von
Howards spätem Besuch besonders begeistert. Er muss sich von Doreen gehörig
seine Macho-Hörner schleifen lassen und von seinem Sohn einige unbequeme
Wahrheiten anhören. Freundlicher reagiert die junge Sky (Sarah
Polley). Fast genauso alt wie Earl, dafür weniger exzentrisch, einmal
abgesehen davon, dass sie ständig die blaue Urne mit der Asche ihrer
verstorbenen Mutter herumträgt. „Ich glaube, das ist meine Tochter. Wie ist
dein Name?“ wird Howard sie später Sutter vorstellen, der ihn irgendwann doch
findet und in Handschellen zurück zu den Dreharbeiten seines Spätwerkes
bringt…
Die Stars: Die Hollywood-Legende Sam Shepard („Der
Stoff aus dem die Helden sind“; „Homo Faber“; „Paris, Texas“; „Black Hawk
Down“; „Das Versprechen“) spielt hier mit seiner Lebensgefährtin und der
zweifachen Oscar-Preisträgerin Jessica Lange („Operation Blue Sky“; „Tootsie“;
„Big Fish“; „Music Box“; Wenn der Postmann zweimal klingelt“)
Der Regisseur: Der große Meister des deutschen
Autorenkinos hat kurz vor seinem sechzigsten Geburtstag wieder zugeschlagen.
Wim Wenders („Der Himmel über Berlin“; „Am Ende der Gewalt“) ist wie schon bei
seinem in Cannes 1986 mit der goldenen Palme ausgezeichneten Epos „Paris,
Texas“ zu Sam Shepard und in die Wüste zurückgekehrt. Mit gutem Erfolg wie man
sieht.
stadtmagazin-Bewertung: Fast 20 Jahre nach „Paris,
Texas” hat sich Wim Wenders wieder mit Sam Shepard zusammengetan, um eine
bildgewaltige Expedition in den gar nicht so wilden Westen zu unternehmen.
Zugleich eine Reise ins Ich eines abgehalfterten Cowboy-Stars, der plötzlich
erkennt, dass sein Leben bislang wohl eher ohne ihn stattgefunden hat.
Bisweilen existenzialistisch ernst, oft verblüffend komisch, vor allem aber
mit unerwarteter Leichtigkeit gelingt Wenders ein vibrierendes Meisterwerk der
emotionalen Art. Zeitlos, bewegend und ganz ohne verquastes Geschwätz. An
dieser Mischung aus Roadmovie-Melodram und Western-Farce stimmt so ziemlich
alles, was man sich vom Kino wünschen kann. Scharfzüngige Dialoge à la Sam
Shepard, die ein bisschen an sein Drehbuch zu „Fool for Love“ erinnern,
exquisite Schauspieler, wiederum Shepard samt seiner Lebensgefährtin Jessica
Lange. Sowie als Sahnehäubchen die „Faust im Nacken“-Hollywood-Legende Eva
Marie Saint als rührend resolute Mutter. Musik und Bilder, wen wundert’s bei
Wenders, sind cool und ergreifend zugleich. T-Bone Burnett, der Komponist der
Coen-Brüder, sorgte für den stimmungsstarken Soundtrack. Für seine
hypnotisierenden Bilder hat Wenders in Franz Lustig, mit dem er zuvor schon
„Land of Plenty“ drehte, den passenden Partner gefunden. So schwer die Themen
Familie, Aussöhnung, Schuld und Sühne klingen, so verblüffend leicht werden
sie behandelt.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 25. August 2005
Verleih: reverse angle Film / UIP
Kurzbelichtet:
Herbie Fully Loaded – Ein toller Käfer startet
durch
Die Rennfahrertochter Maggie Peyton (Lindsay
Lohan) ist die neue Besitzerin von Nummer 53 - dem eigenwilligen VW-Käfer
„Herbie“, den sie ganz knapp vor der Schrottpresse bewahrt. Maggie hat zwar
gerade ihren College-Abschluss gemacht und wird in einem Monat nach New York
gehen um dort beim Sportsender ESPN eine Assistentenstelle anzutreten, aber
insgeheim hat sie nur einen Traum: Sie will NASCAR-Rennen fahren – und vor
allem auch gewinnen, denn sie stammt aus einer Dynastie von Rennfahrern, doch
ihr Bruder (Breckin Meyer) fährt nur hinterher und ihr Vater (Michael Keaton),
der die beiden Kinder ohne die vor 10 Jahren verstorbene Mutter aufziehen
musste, möchte die Rennfahrerkarriere seiner Tochter unter allen Umständen
verhindern. Bei einem privaten Rennen, bei dem Herbie völlig durchdreht,
schlägt sie mit einem Helm getarnt, den amtierenden NASCAR-Champ Trip Murphy
(Matt Dillon). Der ist natürlich in seiner Ehre zutiefst gekränkt und setzt
alles daran diese Scharte wieder auszuwetzen. Er schlägt ein Rennen vor bei
dem es um alles oder nichts geht… Ein weiteres Sequell der in den 70er und 80er Jahren erfolgreichen
Abenteuerserie um den allzu menschlichen VW-Käfer „Herbie“. Ein Update der
Disney-Family-Entertainment-Reihe von Regisseurin Angela Robinson mit Jungstar
Lindsay Lohan, die Eltern bei amerikanischen Vorab-Screenings zu „großbusig“
daher kam und deshalb in der amerikanischen Version per Computer auf
Körbchengröße B reduziert wurde. In der deutschen Version darf man ihre, so
prima zu den Rundungen des guten alten Käfers, passende (total verhüllte)
Pracht unzensiert genießen. Die spinnen, die Amis… Netter Spaß für Kinder und
sehr Junggebliebene mit schönem Nostalgie-Soundtrack.
-jvg
Bewertung: ***00
Deutschlandstart: 04. August 2005
Verleih: Buena Vista
Almost Heaven
Die Amateur-Countrysängerin Helen
(Heike Makatsch) träumt davon, einmal im legendären Bluebird Café in Nashville
aufzutreten. Leider kommt ihr eine Krebserkrankung dazwischen, die vor der
Erfüllung dieses Traumes droht ihr Leben vorzeitig zu beenden. Ihr Mann Carlo
(Wotan Wilke Möhring) rät aus Sorge von einer Reise ab, aber Helen reißt aus
dem Krankenhaus aus, und durch eine Verwechslung am Flughafen landet sie statt
im Mekka der Countrymusik in Kingston auf Jamaika. Durch eine weitere
Verkettung widriger Umstände kommt sie von dort einfach nicht mehr weg und
strandet ohne Geld bei der Tage- und Kleingelddiebin Rosie (Nikki Amuka-Bird)…
„Almost Heaven“ ist eine anrührende Geschichte über die Beziehung zweier
Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist zum einen die
zielstrebige und sehr ernsthafte Helen, die für ihre Umgebung kein Auge übrig
hat, und da ist Rosie, die im Moment lebt, ihre Träume längst aufgegeben hat,
aus jeder Situation versucht, das Beste herauszuschlagen. Eine Geschichte über
zwei gegensätzlichen Lebensauffassungen, Melancholie und Freude, und
irgendwann stellt der Film heraus, dass es doch beiden gleichermaßen um Heimat
geht. Regisseur Ed Herzog lässt Legenden des Reggaes (z. B. Dancehall-Legende
Carl Bradshaw in einer Nebenrolle) auftreten. Teilweise etwas nervige, aber
beschwingte Dramödie, mit vielen Ecken und Kanten, die Heike Makatsch in
Höchstform zeigt.
-jvg
Bewertung:**000
Deutschlandstart: 25. August 2005
Verleih: timebandits films
Madagaskar
Der Löwe Alex ist die
Hauptattraktion im Central Park Zoo, der die Massen mit seiner Show
begeistert. Sein bester Freund ist das Zebra Marty, der zu seiner
Geburtstagsparty auch ihre beiden Buddies, das Nilpferd Gloria und Melman, die
hypochondrische Giraffe, eingeladen hat. Martys innigster Wunsch, die Wildnis
kennen zu lernen, führt nach einigen Verwicklungen dazu, dass sie alle auf
Madagaskar landen. Vor allem Alex ist stocksauer, sich nicht mehr in der
bequemen Zivilisation zu befinden. Sein nagender Hunger lässt ihn seine
Freunde und die einheimischen Äffchen und deren wuseligen König (im Original
von Komiker Ali G gesprochen) mit der Zeit als wandelnde Steaks sehen. Ein
saftiger Konflikt, komplett mit lehrreicher Lektion um Freundschaft und
Vertrauen, bahnt sich an… Als Regisseure fungieren Eric Darnell ("Antz") und
Tom McGrath, der zuvor bei der Kultcartoon-Serie „Ren & Stimpy“ tätig war. Vom
bizarr-subversiven Humor dieser Serie finden sich hier leichte Anflüge, wie
etwa das urkomische Quartett verschwörerischer Pinguine (von den Fanta 4
gesprochen), das einen Frachter entführt, um in die Antarktis zu gelangen. Die
Fantasie der beiden Drehbuchautoren hat ebenfalls einige kreative, teils recht
originelle Purzelbäume geschlagen, in dem Bestreben, Kiddies und Erwachsene
gleichermaßen zu unterhalten. Für die letzteren bedeutet dies die
obligatorischen Popkulturreferenzen, die von "Verschollen", "Hawaii-Fünf-O",
"Planet der Affen" bis hin zu Vangelis' "Stunde des Siegers" reichen. Ein
großes Vergnügen!
-jvg
Bewertung: ****0
Deutschlandstart: 14. Juli 2005
Verleih: UIP
Charlie und die Schokoladenfabrik
Der aus armseligen Verhältnissen
stammende Charlie Bucket (Freddie Highmore) verbringt sein Dasein
hauptsächlich in einer Traumwelt aus Schokolade. Die wird Realität, als sein
Nachbar Willy Wonka (Johnny Depp), Kopf des berühmten
Wonka-Schokoladen-Imperiums, einen Wettbewerb ausruft. Zusammen mit vier
anderen Kindern gewinnt Charlie dabei einen Besuch in Willy Wonkas
Schokoladenfabrik… Im einzigartigen Tim-Burton-Stil inszenierte der fürs
Schräge und Surrealistische bekannte Regisseur den Kinderbuchklassiker
"Charlie und die Schokoladenfabrik" vom in Cardiff geborenen,
norwegisch-stämmigen Schriftsteller Roald Dahl („Die Gremlins“) für die
Leinwand. Johnny Depp ist wieder mal mit von der Partie, nachdem er für Burton
bereits in „Edward mit den Scherenhänden“, „Ed Wood“ und „Sleepy Hollow“ vor
der Kamera gestanden hatte. „Charlie und die Schokoladenfabrik“ ist nach der
Verfilmung von 1971 mit Gene Wilder in der Hauptrolle die zweite
Live-Action-Adaption des Romans.
-jvg
Bewertung: ***00
Start: 11. August 2005
Filmverleih: Warner Bros.
Inside Deep Throat
Auf dem Höhepunkt der sexuellen
Revolution im Jahre 1972 kommt in den USA mit dem spektakulären Pornofilm
"Deep Throat" einer der größten Kassenerfolge aller Zeiten in die Kinos - der
mit Abstand erfolgreichste Independentfilm, der jemals gedreht wurde. Er
kostete knapp 25.000 Dollar und spielte über 600 Millionen Dollar ein. Mehr
als 30 Jahre später beleuchtet die Dokumentation die anhaltenden
gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen dieses Meilensteins der
Pop-Kultur… Eines der Highlights des Sundance Festivals und der diesjährigen
Berlinale. Der Film wirft vor allem einen Blick auf die Schicksale der
Protagonisten. Neben den beiden damaligen Hauptdarstellern Linda Lovelace und
Harry Reems kommen zahlreiche Größen und Meinungsmacher wie Star-Anwalt und
O.J. Simpson-Verteidiger Alan Dershowitz, Norman Mailer, Gore Vidal, Erica
Jong sowie Playboy-Legende Hugh Hefner zu Wort. Ähnlich augenzwinkernd wie
Michael Moores „Bowling for Columbine“, jedoch sehr viel mehr im Stile eines
klassischen Dokumentarfilmes, lässt der Film erkennen, wie wenig sich bis
heute die USA in Sachen politischer Zensur seit Nixon verändert haben.
-jvg
Bewertung:****0
Deutschlandstart: 11. August 2005
Verleih: Constantin
Liebe lieber indisch
Mrs. Bakshi (Nadira Babbar) ist nicht zu beneiden
als Mutter von vier unverheirateten Töchtern im indischen Amritsar. Ihr
größter Traum ist, ihre schönen Töchter mit einer guten Partie unter die Haube
zu bringen. Doch weit und breit keine geeigneten Kandidaten. Ihre
Zweitälteste, Lalita (Aishwarya Rai) hat sich auch noch, sehr zum Leid der
Mutter, in den Kopf gesetzt, nur aus Liebe zu heiraten. Als eines Tages der
smarte Balraj (Naveen Andrews) aus London kommt, um eine Hochzeit zu besuchen,
scheint für die älteste Tochter Jaya (Namrata Shirodkar) der ideale Kandidat
gefunden zu sein. Balraj reist in Begleitung seines besten Freundes William
Darcy (Martin Henderson), einem amerikanischen Hotelbesitzer, dessen Herz beim
Anblick von Lalita Purzelbäume schlägt. Doch mit seinem Snobismus und seinen
Vorurteilen über Indien kann er bei der stolzen Lalita nicht landen. Auch bei
einem gemeinsamen Aufenthalt mit Balraj und Lalitas Familie in Goa bleibt das
Verhältnis der beiden unterkühlt. Lalita verbringt ihre Zeit lieber mit dem
charmanten, aber undurchsichtigen Johnny Wickham (Daniel Gillies). Nicht
zuletzt wirbt der seltsame Buchhalter Mr. Kholi (Nitin Ganatra) um Lalita -
möchte er doch die Schöne als seine Frau mit zu sich nach Beverly Hills
nehmen. Doch als Lalita seinen Heiratsantrag ablehnt, entscheidet er sich
kurzerhand für ihre beste Freundin. Zur Hochzeit reist Lalitas Familie in die
USA, und wie das Schicksal es will, findet die Feier in William Darcys Hotel
statt... Die Idee, einen Film
mit Bollywood- und Hollywood-Elementen zu drehen, begeisterte die Regisseurin
und Autorin Gurinder Chadha bereits vor ihrem Erfolgsfilm „Kick it like
Beckham“. Mit einem Team aus Bollywood, Hollywood und England wurde die
Geschichte um Liebe, Stolz und Vorurteile in drei Ländern realisiert. Das
Ergebnis ist ein multi-kulturelles Erlebnis für die Sinne - mitreißend,
verführerisch und witzig.