Film des Monats August 2005:

 

Holy Lola

Frankreich 2004 / 128 Min.

Regie: Bertrand Tavernier.

Darsteller: Jacques Gamblin, Isabel Carré, Bruno Putzulu, Maria Pitarresi, Philippe Said, Anne Loiret.

 

Die Story: Der französische Landarzt Pierre Cessac (Jacques Gamblin) und seine Frau Géraldine (Isabelle Carré) führen ein glückliches Eheleben. Doch ein Umstand macht den beiden schwer zu schaffen: Das Kinderzimmer im eigenen Haus steht leer. Da es den beiden nicht möglich ist, eigene Kinder zu bekommen, entschließen sie sich, nach Kambodscha zu reisen und sich dort auf die Suche nach einem Adoptivkind zu machen. In Phnom-Penh angelangt stellt sich dieses Unterfangen als sehr viel schwieriger heraus, als ursprünglich durch die in Frankreich erlangten Informationen angenommen. Zum einen sind die beiden bei weitem nicht die einzigen Interessenten für ein Kind, das weder an Hepatitis oder Aids leidet und auch nicht durch Kinderhändler zu ihnen gelangt. Zum anderen werden ihnen von den zuständigen Behörden zahlreiche Steine in den Weg gelegt – von an Schikane grenzender Bürokratie bis zu korrupten Sachbearbeitern ist alles vertreten. Schnell merken die beiden, dass nicht nur die Gunst der Waisenhäuser gewonnen werden will, um ein Kind adoptieren zu können. Neben zahlreichen schriftlichen Genehmigungen, Dokumenten und Geschenken, bedarf es neben einem obligatorischen Preis für das Baby, auch der ein oder anderen „Spende“, die meist ein recht üppiger Geldbetrag im vierstelligen Bereich ist. Und dabei ist das Zurechtfinden in dem fremden Land schon abenteuerlich genug. Auch im Hotel, das sich auf potenzielle französische Adoptiveltern spezialisiert hat, ist die Atmosphäre mitunter sehr gespannt. Als die Lage unter diesen Umständen fast aussichtslos scheint, macht sich bei Géraldine Verzweiflung breit, was schließlich sogar die Beziehung der Eheleute auf eine harte Probe stellt…

 

Die Stars: Jacques Gamblin ist einer der bekanntesten französischen Schauspieler. Er wirkte in über 40 Produktionen mit, darunter „Hippolytes Fest“, „Der Geschmack der Frauen“ oder „Die Farbe der Lüge“. Die 1971 geborene Isabel Carré war bei uns erstmals 1989 in „Milch und Schokolade“ zu sehen. Danach spielte sie in über 3o Filmen, unter anderem neben Audrey Tautou in „Wahnsinnig verliebt“.

 

Der Regisseur: Der 64-jährige französische Regisseur, Autor und Produzent Bertrand Tavernier gilt als einer der eigensinnigsten Filmemacher seiner Generation. Nach kurzem Jura-Studium in Paris schreibt er Filmkritiken für die Zeitung „Cahiers du Cinéma“. Im Jahr 1973 dreht er mit „Der Uhrmacher von St. Paul“ seinen ersten eigenen Spielfilm. Bekannt wird er durch die Sartire „Der Saustall“. Sein grösster Erfolg ist der Jazz-Film „Round Midnight“.

 

stadtmagazin-Bewertung: Die Adoption von Kindern aus Dritte-Welt-Ländern durch kinderlose Ehepaare aus reichen Industrienationen ist nach wie vor ein viel diskutiertes und kontroverses Problem, das auch in Bertrand Taverniers Drama „Holy Lola“ thematisiert wird. Nach eigener Aussage ging es ihm bei diesem Projekt jedoch nicht darum, einen Thesen-Film zum Thema Adoption zu machen, sondern in erster Linie die Geschichte eines Paares zu erzählen. Den ganzen Film lang stehen Pierre und Géraldine im Zentrum der Handlung. Diese Perspektive lässt den Zuschauer von Anfang an mit den beiden Protagonisten in die fremde Welt Kambodschas eintauchen und an ihren Hoffnungen und Ängsten teilhaben. “Holy Lola³ ist eine zweistündige Tour de Force über den Wunsch nach einer Zukunft. Mitunter löst sich das Drama von seiner bedrückenden Thematik und wird zur Komödie, zum Beispiel wenn die Ehepaare im Hotel vortrefflich über verschwundene Lacoste-Polohemden streiten. Einzelne Sequenzen in den Straßen Phnom Penhs wirken wie eine authentische Live-Reportage. Das Spiel von Isabel Carré und Jacques Gamblin besticht durch seine Natürlichkeit. „Holy Lola“ ist genauso schmerzlich wie ergreifend schön und ein bewegendes Kinoerlebnis!

-jvg

Bewertung: ****0

Deutschlandstart 18. August 2005

 

Verleih: Prokino Filmverleih

 

 

Dumplings - Delikate Versuchung

Hongkong 2004 / 91 Min.

Regie: Fruit Chan.

Darsteller: Bai Ling, Miriam Yeung, Tong Ka-Fai Leung.

 

Die Story: Das ehemalige Seifenopern-Starlet Qing (Miriam Yeung) ist mittlerweile in den sogenannten „Besten Jahren einer Frau“, also in den Vierzigern, und sehnt sich nach der Zeit zurück, als sie ihr Publikum noch auf jugendlich charmante Weise verzauberte. Auch ihr wohlhabender Ehemann Sije Li (Tony Ka-Fai Leung) hat ihr seine Zuneigung und Aufmerksamkeit zugunsten seiner weitaus jüngeren Masseuse längst entzogen. Qings Wunsch nach Veränderung und Verjüngung ist so groß und unerträglich, dass sie eines Tages Mei (Bai Ling) aufsucht. Mei ist bekannt für ihre spezielle Verjüngungsspeise: extrem teure Klöße mit halb transparenter Außenhaut und spezieller Fleischfüllung, deren Herkunft dem aufmerksamen Zuschauer bereits ganz am Anfang des Films offengelegt wird. Verführerisch und verlockend preist die ehemalige Gynäkologin Mei ihrer Kundin die verjüngenden Klöße an. Qing stoßen gemischte Gefühle vor und während dem Verzehren der Mahlzeit auf. Sie schlägt sich jedoch tapfer, denn die Aussicht auf die ersehnte Wirkung ist stärker als der Ekel. Doch es ist wie eine Sucht: je mehr ihr Gatte durch seine Liebschaft zu entgleiten droht, desto drängender wird ihr Verlangen auf schnellere Verjüngung. Da helfen nur noch drastische Maßnahmen. Ein Fötus im fünften Monat soll es sein, der angeblich zum schnellen, gewünschten Ergebnis führt, doch Mei hat Nachschubprobleme…

 

Der Star: Die chinesische Schauspielerin Bai Ling war zuletzt als Jurymitglied der Berlinale 2005 im Rampenlicht. Zu ihren Filmerfolgen gehören „Die Krähe“; „Red Corner“, „Nixon“; „Anna und der König“ und „Sky Captain and the World of Tomorrow“.

 

Der Regisseur: Fruit Chan, geboren in Guangzhou, China ist im Alter von zehn Jahren nach Hongkong gezogen. In seinen Filmen setzt er sich meistens mit der sozialen Wirklichkeit und der politischen Situation Hongkongs auseinander. Mit „Made in Hongkong“ von 1997 machte er sich einen Namen im unabhängigen Hongkong-Kino und legt mit „Dumplings“ seinen ersten kommerziellen Film vor. Der Film ist die Lang-Version des gleichnamigen Kurzfilms, der Teil einer Trilogie mit dem Titel „Three...Extremes“ ist.

 

stadtmagazin-Bewertung: Dass sie in China auch Hunde essen, hat uns bereits das dänische Dogma-Kino serviert. In diesem filmischen Hauptgericht nun kommen noch halb ausgebrütete Enteneier und andere Unappetitlichkeiten dazu. Auch dass zur Steigerung der Potenz diverse Mittelchen eingenommen werden, ist hinlänglich bekannt. Hongkong-Regisseur Fruit Chan fügt dem Speise- und Stimulierungsplan nun eine weitere Komponente hinzu. Im um das Thema Jugend- und Schönheitswahn kreisenden „Dumplings“ serviert er menschliche Föten. Die Idee alleine ist schon ziemlich unappetitlich, die filmische Umsetzung ist für zartbesaitete Gemüter dann aber wirklich starker Tobak. Christopher Doyles phantastische Kamera fängt das Zubereitungsritual in einem Wechselspiel zwischen appetitanregenden und erschauernden Szenen ein. Visuell bekommt man dann noch von einer Lebend-Abtreibung im 5 Monat bis hin zur Zubereitung des Fötus alles sehr detailliert in blassen Farben und auf den Magen schlagenden Sound-Kompositionen verabreicht. Regisseur Chan lässt nichts aus und stellt so die umstrittenen Mittel und Methoden der chinesischen Medizin einerseits an den Pranger, die schon so mancher Spezies auf unserem Planeten den Garaus gemacht hat, und lässt doch die Spur des Zweifels zu, ob diese Rezepte nicht vielleicht doch hochwirksam sind. Unschwer zu erraten, dass „Dumplings“ in China verboten ist. Was aber nichts daran ändert, dass Regisseur Chan hier eine extrem radikale Form gefunden hat, das inzwischen auch in China auf der Tagesordnung stehende Thema Schönheitswahns auf das Tagesmenü zu bringen. Ein Film, den man nicht so schnell vergisst und der auch nach dem das Licht im Kinosaal wieder an ist, im Kopf weiter geht – und im Magen…

–jvg

Bewertung: ***00

Deutschlandstart: 4. August 2005

 

Verleih: 3L Filmverleih

Allein

Deutschland 2004 / 88 Min.

Regie: Thomas Durchschlag.

Darsteller: Lavinia Wilson, Maximilian Brückner, Richy Müller, Victoria Mayer, Tobias van Dieken, Holger Kunkel, Peter Fieseler, Daniel Drewes.

 

Die Story: Die Studentin Maria (Lavinia Wilson) führt ein Leben, das geprägt ist von der Sucht nach Nähe, von Exzessen mit Sex, Tabletten, Alkohol und dem Hang zur Selbstverletzung. Ihr größter Feind ist das Alleinsein, das sie in der Affäre zum älteren Wolfgang (Richy Müller) und zahlreichen One-Night-Stands zu vermeiden sucht. Eines Morgens taucht an Marias Arbeitsplatz, der Essener Universitätsbibliothek, Jan (Maximilian Brückner) auf. Der junge Tiermedizinstudent aus München leistet ein Praxissemester im Wuppertaler Zoo ab und blitzt zuerst ziemlich heftig bei Maria ab. Doch nach einem weiteren unbefriedigenden One-Night-Stand mit einem Fremden aus einer Disco, kommen sich Jan und Maria schließlich doch näher. Jan ist sehr zurückhaltend und Maria spürt, dass sie zum ersten Mal eine aufrichtige und ehrliche Liebe erleben könnte. Diese Beziehung ist etwas ganz anderes als das, was sie bisher erlebt hat. Sie möchte mit ihrem alten Leben brechen, weiß aber nicht, wie das gehen soll und hat Angst zu scheitern. Aus dem Wunsch heraus, ihre instabile Lebensweise vor Jan zu verbergen, verschweigt sie ihm ihr Innerstes und stellt so sein Vertrauen auf eine harte Probe. Gerade damit steuert sie auf eine Katastrophe zu, denn Jan fährt für eine Woche auf Exkursion nach Holland und plötzlich werden die Zweifel in Maria immer stärker und Wolfgang taucht auch wieder auf…

Der Star: Lavinia Wilson („Julietta“; „Schussangst“) wurde für ihre grandiose Leistung als Liebes-, Sex- und Alkohol-süchtige Studentin Maria mit dem diesjährigen Max-Ophüls-Preis als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet. Ihr virtuoses Spiel, das innerhalb von Sekunden Geborgenheit in Misstrauen, Freundlichkeit in blinde Wut umschlagen lässt ist wirklich sensationell.

 

Der Regisseur: In seinem Spielfilmdebüt erzählt Regisseur und Drehbuchautor Thomas Durchschlag, 30-jähriger Absolvent der Kunsthochschule für Medien in Köln, behutsam und melodramatisch die Geschichte einer jungen Frau, die ihre innere Leere mit Drogen, flüchtigen Affären und selbst zugefügten Schmerzen versucht zu vergessen.

 

stadtmagazin-Bewertung: Die Stärke des Films besteht in der gegensätzlichen Inszenierung von Oberflächlichkeit und der emotionalen Abgründigkeit seiner Hauptfigur, für die Psychiater den Begriff „Borderline-Syndrom“ parat haben. Mit einer beeindruckenden schauspielerischen Präsenz wandelt Lavina Wilson in der Rolle von Maria zwischen diesen beiden Extremen. Von einer Sekunde zur anderen wechselt ihre Mimik von einer unbeschwerten jugendlichen Leichtigkeit zu einer maskenhaften Starre. Sie lässt zu keinem Zeitpunkt einen Funken Zweifel an der Figur Maria aufkommen. Wenn sie traurig ist, ist sie traurig, wenn die Leere sie überkommt, ist in ihrem Blick nur noch Leere, wenn sie einen der wenigen Augenblicke des Glücks erhascht, dann ist ihr Gesicht ein einziges Strahlen. Meisterhaft spielt sie die Klaviatur der schnellen Emotionswechsel - jongliert mit Sprachebenen und Tonfall. Autor und Regisseur Durchschlag reduziert die Geschichte auf das Notwendigste, verzichtet auf psychologisierende Erklärungen. Auch die Musik von Maciej Sledziecki, die manchmal an die melancholischen Kompositionen von Eric Satie erinnert, ist in ihren dissonanten Klangfarben das Spiegelbild einer Seele, die aus der Balance geraten ist. Eine beeindruckende und schnörkellose Charakterstudie, behutsam und melodramatisch erzählt, von sinnlicher Eleganz die den Zuschauer völlig in ihren Bann zieht.

-jvg      

 

Bewertung: ****0

Deutschlandstart: 28. Juli 2005

 

Filmverleih: Zorro Film

 

 

 

 

 

 

 

Sin City

USA 2005 / 126 Minuten

Regie: Robert Rodriguez, Frank Miller, Quentin Tarantino (Gastregisseur).

Darsteller: Bruce Willis, Mickey Rourke, Jessica Alba, Benicio del Toro, Brittany Murphy, Clive Owen, Elijah Wood, Rosario Dawson, Michael Clarke Duncan, Michael Madsen, Josh Hartnett.

Die Story: Drei einzelne Geschichten mit Figuren, deren Wege sich teilweise kreuzen. John Hartigan (Bruce Willis), der letzte ehrliche Bulle in ganz Sin City, kann dem perversen Junior (Nick Stahl), Sohn eines mächtigen Senators, Einhalt gebieten. Junior entführt junge Mädchen um sich an ihnen zu vergehen. Hartigan rettete die elfjährige Nancy aus den Fängen des Psychopaten. Doch bevor er diesen endgültig unschädlich machen kann, wird er von seinem weniger integren Partner Bob (Michael Madsen) niedergeschossen. Was folgt sind Jahre der Isolation, denn der Senator hat dafür gesorgt, dass Hartigan nun selbst als Päderast im Gefängnis versauert. Nancy weiß um seine Unschuld und schreibt ihm unter falschen Namen und in ewiger Dankbarkeit…  An einem anderen Ende der Stadt findet der Rachefeldzug eines unerbittlichen Straßenkämpfers statt. Marv (Mickey Rourke) ist ein Ungetüm von einem Kerl, der so etwas wie Liebe nie erfahren hat, doch in jener folgenschweren Nacht verirrte sich Goldie (Jaime King) in seine starken Arme. War es wirklich Liebe, suchte sie nur seinen Schutz oder sollte es gar die schönste Falle sein, in die Marv bisher geraten war. Am nächsten Morgen ist sie tot. Ein lautloser Killer hatte Goldie getötet, während Marv nur wenige Zentimeter neben ihr im Bett lag. Doch wer auch immer hierfür verantwortlich ist, muss nun mit seiner blutigen Rache rechnen. Marv zieht los um zu tun wofür er bestimmt ist – er geht über Leichen… Im alten Teil der Stadt haben die Prostituierten mit der korrupten Polizei und auch der Mafia einen Waffenstillstand ausgehandelt. Doch durch die Verkettung unglücklicher Umstände droht Krieg. Die Barkeeperin Shellie (Brittany Murphy) und ihr neuer Liebhaber Dwight (Clive Owen) haben ihren Ex-Lover Jackie Boy (Benicio del Toro) vor die Tür gesetzt. Grund genug mit seinen Kumpels nach „Old Town“ zu fahren und den leichten Mädels dort einen Besuch abzustatten. Doch wer sich nicht zu benehmen weiß und die Gesetzte der Straße nicht achtet, muss sterben. So auch Jackie Boy, der wie sich herausstellt eigentlich ein Cop ist. Schnell wird klar, dass die Toten auf der Straße noch lange nicht die letzten sein werden in dieser Nacht… Acht lange Jahre später kommt der Ex-Cop Hartigan wieder auf freien Fuß. Die mittlerweile erwachsene Nancy (Jessica Alba) ist erneut in Gefahr und wieder ist John Hartigan zur Stelle. Nun muss zu Ende geführt werden, was vor vielen Jahren begann…

Die Stars: Die Besetzung ist eine Top-Liste der Lieblings-Stars von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino. Angeführt von Bruce Willis („Die Hard“) spielen Mickey Rourke („9 ½ Wochen“), Jessica Alba (Fantastic Four“), Benicio del Torro („Traffic“), Brittany Murphy („8 Mile“), Clive Owen („King Arthur“), Elijah Wood („Herr der Ringe“), Michael Clarke Duncan („The Green Mile“), Michael Madsen („Kill Bill“) und Josh Hartnett („Pearl Harbour“).

 

Die Regisseure: Robert Rodriguez wurde mit Filmen wie “El Mariachi”, “Desperado” oder auch durch seine “Spy Kids”-Serie bekannt. Für Frank Miller markiert die Verfilmung seiner Comic-Serie sein Regie-Debüt. Quentin Tarantino („Pulp Fiction“; „Jackie Brown“; „Kill Bill“) fungiert bei seinem alten Spezi Robert aus gemeinsamen Zeiten als Videothekare in Austin, Texas als Gastregisseur.

 

stadtmagazin-Bewertung: Sin City heißt eigentlich Basin City und ist eine imaginäre Stadt, die nur in Schwarz und Weiß existiert. Ein finsterer Ort, der geschaffen wurde, um das Böse zu beherbergen. Frank Millers noch nicht abgeschlossener Comic-Zyklus diente als Vorlage für das Drehbuch und sein jetziges Regiedebüt. An der Seite des Allrounders Robert Rodriguez, der neben der Regie auch für Kamera, Schnitt und Musik verantwortlich zeichnete, präsentiert Miller nun die berauschende Leinwandversion seiner Comichefte. Brutal und teilweise bestialisch überhöht, subversiv und als Hommage an die B-Movies der schwarzen Serie angelegt. „Sin City“ ist die comicartigste Realverfilmung, die es bisher im Kino gab. Gleichzeitig das schwarz/weiße Gegenteil, aber auch der nächste Verwandte zur knallbunten Verfilmung von „Dick Tracy“. Selten zuvor war das Böse so schön verpackt wie in diesem visuellen Meisterwerk. Ästhetisch, berauschend und innovativ seine Optik. Nah am Original der Comic-Vorlage, wurde ein Stil kreiert, der seinesgleichen sucht. Nur vereinzelte Farbtupfer brechen monochrome Optik auf. Nichts für schwache Nerven und Freunde von intelligenten Dialogen.   

-jvg      

Bewertung: ***00

Deutschlandstart: 11. August 2005

Filmverleih: Buena Vista

 

Don’t come knocking

Deutschland 2005 / 122 Minuten

Regie: Wim Wenders.

Darsteller: Sam Shepard, Jessica Lange, Tim Roth, Gabriel Mann, Sarah Polley, Fairuza Balk, Eva Marie Saint.

 

Die Story: Howard Spence (Sam Shepard) ist ein abgehalfterter Hollywood-Westernstar. In den guten alten Western-Zeiten war er der Badboy der Traumfabrik. Heute dreht er nur noch drittklassige Filme. Während der Dreharbeiten so eines Films verschwindet er einfach vom Set. Nur die schalen Überreste seiner letzten Routine-Orgie, viele leere Flaschen und ein paar junge Frauen, bleiben in seinem Trailer zurück. Den Helden hält nichts mehr, auf seiner Flucht tauscht der Kino-Cowboy das Pferd und sein letztes Hemd gegen ein paar schäbige Klamotten ein. Während sich der wortkarge Versicherungsdetektiv Sutter (Tim Roth) als moderner Kopfgeldjäger auf die Fersen des abtrünnigen Darstellers macht, sucht der sein Glück bei Muttern (Eva Marie Saint). Die hat er seit 30 Jahren nicht mehr gesehen. Aber die Zeiten ändern sich eben. Erst recht, als Howard erfährt, dass er vermutlich ein Kind hat, von dem er nichts ahnte. Plötzlich erwacht neues Leben in dem Lebensmüden. Er fährt in jenes Kaff, in dem er einst einen berühmten Western drehte. Tatsächlich kellnert dort noch immer die hübsche Doreen (Jessica Lange). Doch weder sie noch ihr erwachsener Sohn Earl (Gabriel Mann) sind von Howards spätem Besuch besonders begeistert. Er muss sich von Doreen gehörig seine Macho-Hörner schleifen lassen und von seinem Sohn einige unbequeme Wahrheiten anhören.  Freundlicher reagiert die junge Sky (Sarah Polley). Fast genauso alt wie Earl, dafür weniger exzentrisch, einmal abgesehen davon, dass sie ständig die blaue Urne mit der Asche ihrer verstorbenen Mutter herumträgt. „Ich glaube, das ist meine Tochter. Wie ist dein Name?“ wird Howard sie später Sutter vorstellen, der ihn irgendwann doch findet und in Handschellen zurück zu den Dreharbeiten seines Spätwerkes bringt…

 

Die Stars: Die Hollywood-Legende Sam Shepard („Der Stoff aus dem die Helden sind“; „Homo Faber“; „Paris, Texas“; „Black Hawk Down“; „Das Versprechen“) spielt hier mit seiner Lebensgefährtin und der zweifachen Oscar-Preisträgerin Jessica Lange („Operation Blue Sky“; „Tootsie“; „Big Fish“; „Music Box“; Wenn der Postmann zweimal klingelt“)

 

Der Regisseur: Der große Meister des deutschen Autorenkinos hat kurz vor seinem sechzigsten Geburtstag wieder zugeschlagen. Wim Wenders („Der Himmel über Berlin“; „Am Ende der Gewalt“) ist wie schon bei seinem in Cannes 1986 mit der goldenen Palme ausgezeichneten Epos „Paris, Texas“ zu Sam Shepard und in die Wüste zurückgekehrt. Mit gutem Erfolg wie man sieht.

 

stadtmagazin-Bewertung: Fast 20 Jahre nach „Paris, Texas” hat sich Wim Wenders wieder mit Sam Shepard zusammengetan, um eine bildgewaltige Expedition in den gar nicht so wilden Westen zu unternehmen. Zugleich eine Reise ins Ich eines abgehalfterten Cowboy-Stars, der plötzlich erkennt, dass sein Leben bislang wohl eher ohne ihn stattgefunden hat. Bisweilen existenzialistisch ernst, oft verblüffend komisch, vor allem aber mit unerwarteter Leichtigkeit gelingt Wenders ein vibrierendes Meisterwerk der emotionalen Art. Zeitlos, bewegend und ganz ohne verquastes Geschwätz. An dieser Mischung aus Roadmovie-Melodram und Western-Farce stimmt so ziemlich alles, was man sich vom Kino wünschen kann. Scharfzüngige Dialoge à la Sam Shepard, die ein bisschen an sein Drehbuch zu „Fool for Love“ erinnern, exquisite Schauspieler, wiederum Shepard samt seiner Lebensgefährtin Jessica Lange. Sowie als Sahnehäubchen die „Faust im Nacken“-Hollywood-Legende Eva Marie Saint als rührend resolute Mutter. Musik und Bilder, wen wundert’s bei Wenders, sind cool und ergreifend zugleich. T-Bone Burnett, der Komponist der Coen-Brüder, sorgte für den stimmungsstarken Soundtrack. Für seine hypnotisierenden Bilder hat Wenders in Franz Lustig, mit dem er zuvor schon „Land of Plenty“ drehte, den passenden Partner gefunden. So schwer die Themen Familie, Aussöhnung, Schuld und Sühne klingen, so verblüffend leicht werden sie behandelt.   

-jvg      

Bewertung: ***00

Deutschlandstart: 25. August 2005

 

Verleih: reverse angle Film / UIP

 

 

 

 

Kurzbelichtet:

 

Herbie Fully Loaded – Ein toller Käfer startet durch

Die Rennfahrertochter Maggie Peyton (Lindsay Lohan) ist die neue Besitzerin von Nummer 53 - dem eigenwilligen VW-Käfer „Herbie“, den sie ganz knapp vor der Schrottpresse bewahrt. Maggie hat zwar gerade ihren College-Abschluss gemacht und wird in einem Monat nach New York gehen um dort beim Sportsender ESPN eine Assistentenstelle anzutreten, aber insgeheim hat sie nur einen Traum: Sie will NASCAR-Rennen fahren – und vor allem auch gewinnen, denn sie stammt aus einer Dynastie von Rennfahrern, doch ihr Bruder (Breckin Meyer) fährt nur hinterher und ihr Vater (Michael Keaton), der die beiden Kinder ohne die vor 10 Jahren verstorbene Mutter aufziehen musste, möchte die Rennfahrerkarriere seiner Tochter unter allen Umständen verhindern. Bei einem privaten Rennen, bei dem Herbie völlig durchdreht, schlägt sie mit einem Helm getarnt, den amtierenden NASCAR-Champ Trip Murphy (Matt Dillon). Der ist natürlich in seiner Ehre zutiefst gekränkt und setzt alles daran diese Scharte wieder auszuwetzen. Er schlägt ein Rennen vor bei dem es um alles oder nichts geht… Ein weiteres Sequell der in den 70er und 80er Jahren erfolgreichen Abenteuerserie um den allzu menschlichen VW-Käfer „Herbie“. Ein Update der Disney-Family-Entertainment-Reihe von Regisseurin Angela Robinson mit Jungstar Lindsay Lohan, die Eltern bei amerikanischen Vorab-Screenings zu „großbusig“ daher kam und deshalb in der amerikanischen Version per Computer auf Körbchengröße B reduziert wurde. In der deutschen Version darf man ihre, so prima zu den Rundungen des guten alten Käfers, passende (total verhüllte) Pracht unzensiert genießen. Die spinnen, die Amis… Netter Spaß für Kinder und sehr Junggebliebene mit schönem Nostalgie-Soundtrack.   

-jvg      

Bewertung: ***00

Deutschlandstart: 04. August 2005

 

Verleih: Buena Vista

 

 

 

Almost Heaven

Die Amateur-Countrysängerin Helen (Heike Makatsch) träumt davon, einmal im legendären Bluebird Café in Nashville aufzutreten. Leider kommt ihr eine Krebserkrankung dazwischen, die vor  der Erfüllung dieses Traumes droht ihr Leben vorzeitig zu beenden. Ihr Mann Carlo (Wotan Wilke Möhring) rät aus Sorge von einer Reise ab, aber Helen reißt aus dem Krankenhaus aus, und durch eine Verwechslung am Flughafen landet sie statt im Mekka der Countrymusik in Kingston auf Jamaika. Durch eine weitere Verkettung widriger Umstände kommt sie von dort einfach nicht mehr weg und strandet ohne Geld bei der Tage- und Kleingelddiebin Rosie (Nikki Amuka-Bird)… „Almost Heaven“ ist eine anrührende Geschichte über die Beziehung zweier Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist zum einen die zielstrebige und sehr ernsthafte Helen, die für ihre Umgebung kein Auge übrig hat, und da ist Rosie, die im Moment lebt, ihre Träume längst aufgegeben hat, aus jeder Situation versucht, das Beste herauszuschlagen. Eine Geschichte über zwei gegensätzlichen Lebensauffassungen, Melancholie und Freude, und irgendwann stellt der Film heraus, dass es doch beiden gleichermaßen um Heimat geht. Regisseur Ed Herzog lässt Legenden des Reggaes (z. B. Dancehall-Legende Carl Bradshaw in einer Nebenrolle) auftreten. Teilweise etwas nervige, aber beschwingte Dramödie, mit vielen Ecken und Kanten, die Heike Makatsch in Höchstform zeigt.

-jvg

 

Bewertung:**000

Deutschlandstart: 25. August 2005

 

Verleih: timebandits films

 

 

 

 

 

Madagaskar

Der Löwe Alex ist die Hauptattraktion im Central Park Zoo, der die Massen mit seiner Show begeistert. Sein bester Freund ist das Zebra Marty, der zu seiner Geburtstagsparty auch ihre beiden Buddies, das Nilpferd Gloria und Melman, die hypochondrische Giraffe, eingeladen hat. Martys innigster Wunsch, die Wildnis kennen zu lernen, führt nach einigen Verwicklungen dazu, dass sie alle auf Madagaskar landen. Vor allem Alex ist stocksauer, sich nicht mehr in der bequemen Zivilisation zu befinden. Sein nagender Hunger lässt ihn seine Freunde und die einheimischen Äffchen und deren wuseligen König (im Original von Komiker Ali G gesprochen) mit der Zeit als wandelnde Steaks sehen. Ein saftiger Konflikt, komplett mit lehrreicher Lektion um Freundschaft und Vertrauen, bahnt sich an… Als Regisseure fungieren Eric Darnell ("Antz") und Tom McGrath, der zuvor bei der Kultcartoon-Serie „Ren & Stimpy“ tätig war. Vom bizarr-subversiven Humor dieser Serie finden sich hier leichte Anflüge, wie etwa das urkomische Quartett verschwörerischer Pinguine (von den Fanta 4 gesprochen), das einen Frachter entführt, um in die Antarktis zu gelangen. Die Fantasie der beiden Drehbuchautoren hat ebenfalls einige kreative, teils recht originelle Purzelbäume geschlagen, in dem Bestreben, Kiddies und Erwachsene gleichermaßen zu unterhalten. Für die letzteren bedeutet dies die obligatorischen Popkulturreferenzen, die von "Verschollen", "Hawaii-Fünf-O", "Planet der Affen" bis hin zu Vangelis' "Stunde des Siegers" reichen. Ein großes Vergnügen!

-jvg

Bewertung: ****0

Deutschlandstart: 14. Juli 2005

 

Verleih: UIP

 

 

 

Charlie und die Schokoladenfabrik

Der aus armseligen Verhältnissen stammende Charlie Bucket (Freddie Highmore) verbringt sein Dasein hauptsächlich in einer Traumwelt aus Schokolade. Die wird Realität, als sein Nachbar Willy Wonka (Johnny Depp), Kopf des berühmten Wonka-Schokoladen-Imperiums, einen Wettbewerb ausruft. Zusammen mit vier anderen Kindern gewinnt Charlie dabei einen Besuch in Willy Wonkas Schokoladenfabrik… Im einzigartigen Tim-Burton-Stil inszenierte der fürs Schräge und Surrealistische bekannte Regisseur den Kinderbuchklassiker "Charlie und die Schokoladenfabrik" vom in Cardiff geborenen, norwegisch-stämmigen Schriftsteller Roald Dahl („Die Gremlins“) für die Leinwand. Johnny Depp ist wieder mal mit von der Partie, nachdem er für Burton bereits in „Edward mit den Scherenhänden“, „Ed Wood“ und „Sleepy Hollow“ vor der Kamera gestanden hatte. „Charlie und die Schokoladenfabrik“ ist nach der Verfilmung von 1971 mit Gene Wilder in der Hauptrolle die zweite Live-Action-Adaption des Romans.

-jvg

Bewertung: ***00

Start: 11. August 2005

 

Filmverleih: Warner Bros.

 

 

Inside Deep Throat

Auf dem Höhepunkt der sexuellen Revolution im Jahre 1972 kommt in den USA mit dem spektakulären Pornofilm "Deep Throat" einer der größten Kassenerfolge aller Zeiten in die Kinos - der mit Abstand erfolgreichste Independentfilm, der jemals gedreht wurde. Er kostete knapp 25.000 Dollar und spielte über 600 Millionen Dollar ein. Mehr als 30 Jahre später beleuchtet die Dokumentation die anhaltenden gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen dieses Meilensteins der Pop-Kultur… Eines der Highlights des Sundance Festivals und der diesjährigen Berlinale. Der Film wirft vor allem einen Blick auf die Schicksale der Protagonisten. Neben den beiden damaligen Hauptdarstellern Linda Lovelace und Harry Reems kommen zahlreiche Größen und Meinungsmacher wie Star-Anwalt und O.J. Simpson-Verteidiger Alan Dershowitz, Norman Mailer, Gore Vidal, Erica Jong sowie Playboy-Legende Hugh Hefner zu Wort. Ähnlich augenzwinkernd wie Michael Moores „Bowling for Columbine“, jedoch sehr viel mehr im Stile eines klassischen Dokumentarfilmes, lässt der Film erkennen, wie wenig sich bis heute die USA in Sachen politischer Zensur seit Nixon verändert haben.

-jvg

Bewertung:****0

Deutschlandstart: 11. August 2005

 

Verleih: Constantin

 

 

Liebe lieber indisch

Mrs. Bakshi (Nadira Babbar) ist nicht zu beneiden als Mutter von vier unverheirateten Töchtern im indischen Amritsar. Ihr größter Traum ist, ihre schönen Töchter mit einer guten Partie unter die Haube zu bringen. Doch weit und breit keine geeigneten Kandidaten. Ihre Zweitälteste, Lalita (Aishwarya Rai) hat sich auch noch, sehr zum Leid der Mutter, in den Kopf gesetzt, nur aus Liebe zu heiraten. Als eines Tages der smarte Balraj (Naveen Andrews) aus London kommt, um eine Hochzeit zu besuchen, scheint für die älteste Tochter Jaya (Namrata Shirodkar) der ideale Kandidat gefunden zu sein. Balraj reist in Begleitung seines besten Freundes William Darcy (Martin Henderson), einem amerikanischen Hotelbesitzer, dessen Herz beim Anblick von Lalita Purzelbäume schlägt. Doch mit seinem Snobismus und seinen Vorurteilen über Indien kann er bei der stolzen Lalita nicht landen. Auch bei einem gemeinsamen Aufenthalt mit Balraj und Lalitas Familie in Goa bleibt das Verhältnis der beiden unterkühlt. Lalita verbringt ihre Zeit lieber mit dem charmanten, aber undurchsichtigen Johnny Wickham (Daniel Gillies). Nicht zuletzt wirbt der seltsame Buchhalter Mr. Kholi (Nitin Ganatra) um Lalita - möchte er doch die Schöne als seine Frau mit zu sich nach Beverly Hills nehmen. Doch als Lalita seinen Heiratsantrag ablehnt, entscheidet er sich kurzerhand für ihre beste Freundin. Zur Hochzeit reist Lalitas Familie in die USA, und wie das Schicksal es will, findet die Feier in William Darcys Hotel statt... Die Idee, einen Film mit Bollywood- und Hollywood-Elementen zu drehen, begeisterte die Regisseurin und Autorin Gurinder Chadha bereits vor ihrem Erfolgsfilm „Kick it like Beckham“. Mit einem Team aus Bollywood, Hollywood und England wurde die Geschichte um Liebe, Stolz und Vorurteile in drei Ländern realisiert. Das Ergebnis ist ein multi-kulturelles Erlebnis für die Sinne - mitreißend, verführerisch und witzig.

-jvg

Bewertung: ***00

Deutschlandstart: 18. August 2005

 

Filmverleih: Universum Film

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