Film des Monats Dezember 2005:

 

Saint Ralph

Kanada 2004 / 98 Min.

Regie: Michael McGowan.

Darsteller: Adam Butcher, Campbell Scott, Gordon Pinsent, Jennifer Tilly, Shauna MacDonald, Tamara Hope.

 

Die Story: In einem kanadischen Ort in der Nähe Torontos versucht der Teenager Ralph (Adam Butcher) krampfhaft, seine Welt aufrecht zu erhalten. Seine Mutter liegt krank im Spital, sein Vater ist schon länger verstorben und der 14-jährige täuscht Behörden und die katholische Schule, indem er angibt, bei seinen Grosseltern zu wohnen, die allerdings ebenfalls nicht mehr am Leben sind. Als seine Mutter ins Koma fällt, scheint nur ein Wunder sie retten zu können. Nach kurzem Überlegen ist Ralph klar, was dazu taugt: Er, bis dahin eher unsportlich, wird den nächsten Boston Marathon gewinnen! Der strenge Schulleiter Vater Fitzpatrick (Gordon Pinsent) findet das gar nicht lustig, denn für Wunder ist Gott alleine zuständig. Ralph schafft es trotzdem, ein Team von Helfern zu finden. Der rebellisch angehauchte Priester Hibbert (Campbell Scott), der in seinen Schulstunden Nietzsche unterrichtet, hat ein Geheimnis: Er war selbst einst Kanadas wichtigster Marathonläufer! Da es für ein Wunder nicht nur Technik, sondern auch Reinheit, was bei einem pubertierenden 14-jährigen anscheinend das Haupthindernis ist, und Glauben braucht, findet Ralph zudem Unterstützung in seiner Angebeteten Claire und in der netten Krankenschwester Alice (Jennifer Tilly). Und tatsächlich sitzen am Tag des Marathons alle vor dem Radio und lauschen den Geschehnissen in Boston....

 

Die Stars: Campbell Scott war bei uns in Filmen wie “Entscheidung aus Liebe”, “Singles” oder “Der Exorzismus der Emily Rose” zu sehen. Jennifer Tilly wurde bei uns durch Filme wie „Bound – Gefesselt“, „Bullets over Broadway“ oder „Der Dummschwätzer“ bekannt.

 

Der Regisseur: Der Kanadier Michael McGowan drehte vor „Saint Ralph“ den Spielfilm „My Dog Vincent“ und einige Episoden aus der TV-Serie „The Unprofessionals“.

 

stadtmagazin-Bewertung: Regisseur McGowan erzählt eine bewegende, souverän den Kitsch umschiffende Geschichte über das Prinzip Hoffnung und den Optimismus eines jungen Menschen, der sich in seinem Glauben, die Mutter aus dem Koma zurückzuholen, durch nichts und niemanden beirren lässt. Fast nebenbei kommt noch Philosophie ins Spiel, wenn der Junge im Unterricht etwas über Nietzsche, den Christ und Antichrist erfährt und sich zwischen den beiden extremen Positionen wiederfindet. Liebevoll zeichnet der Regisseur die rührenden Versuche des Halbwaisen, mit Musik, Vorlesen und kleinen Zärtlichkeiten den Kontakt zur Komatösen aufrechtzuerhalten. Er schildert gleichzeitig den Verlust der Kindheit, die Annäherung ans andere Geschlecht, seine Auseinandersetzung mit dem Glauben und die Entwicklung von Selbstbewusstsein. Ein kanadischer Film mit Herz, der völlig die aus Hollywood gewohnte klebrige Süßlichkeit vergessen macht. Wunderbar!

- Jörg-H. B.v.Grass

Bewertung: ****0                           

Deutschlandstart: 1. Dezember 2005

 

Verleih: Concorde

 

 

 

 

King Kong

Neuseeland/USA 2005 / 180 Minuten.

Regie: Peter Jackson.

Darsteller: Jack Black, Naomi Watts, Adrien Brody, Colin Hanks, Andy Serkis, Thomas Kretschmann, Jamie Bell.

Die Story: Der schlitzohrige Filmregisseur Denham (Jack Black) flieht im krisengeschüttelten New York der 30er Jahre vor seinen Geldgebern und lockt seine Filmcrew auf einen Seelenverkäufer um auf die Suche nach dem Legenden umwobenen Skull Island zu gehen. Dort will er an Originalschauplätzen eine Abenteuerschmonzette drehen. Man findet das Eiland sogar, doch sind durch die feindseeligen Eingeborenen die ersten Verluste zu beklagen. Als die Hauptdarstellerin Ann Darrow (Naomi Watts) von Bord entführt wird, kann Drehbuchautor Jack Driscoll (Adrien Brody) die Crew überzeugen einen Suchtrupp loszuschicken. Auf der von der Außenwelt abgeschnittenen Insel hat sich eine prähistorische Urwelt erhalten, deren Herrscher ein 8 Meter großer Gorilla ist, der seine Opfergabe Ann zu seinem Lieblingsspielzeug erklärt und gegen allerlei urtümliches Ungeziefer verteidigt. Schließlich überwältigt die Crew, unter großen Verlusten, den Affen und verschleppt ihn nach New York...

Die Stars: Jack Black wurde durch Komödien wie „Hi-Fidelity“, „School of Rock“ oder „Schwer verliebt“ bekannt. Adrien Brody erhielt für „Der Pianist“ den Oscar als bester Hauptdarsteller. Naomi Watts wurde durch „Mulholland Drive“ und die beiden „The Ring“-Filme bekannt.

 

Der Regisseur: Oscar-Preisträger Peter Jackson verwirklichte sich, nach der erfolgreichen Umsetzung der „Herr der Ringe“-Trilogie, mit dem Remake des Klassikers von 1933, einen Jugendtraum.

 

filminformer-Bewertung: Peter Jacksons Neuverfilmung ist nicht nur der bisher teuerste Film aller Zeiten mit einem Budget von über 200 Mio. Dollar (solche Superlative halten in Hollywood meistens eine Saison), sondern mit 3 Stunden auch definitiv zu lang. Da wurde eine Menge Zeit investiert um die schmucken Stadtansichten von „New York 1933“ abzufreuen. Dennoch bietet der Film viel Außergewöhnliches zum Staunen. Da gibt es, durch 3.000 Computer errechnete Bilder von der ersten Dinosaurier-Stampede der Filmgeschichte und die Menschen zwischen den panikartig flüchtenden Dinos werden nur ab und an zermanscht. Das riecht schwer nach Szenen, die gleich für das entsprechende Computerspiel herhalten müssen. Die Produktionskosten wollen schließlich auch durch das Merchandising wieder eingespielt werden. Die Mimik von Kong ist herzerweichend und sehr gelungen. Hier griff Jackson wieder auf das Talent von Andy Serkis zurück, der in „Herr der Ringe“ bereits als Golum-Vorlage diente. Insgesamt ist „King Kong“ Popcorn-Kino mit etwas zu geschwätzigem und aufgeblähtem Prolog, das bei einer Stunde kürzerer Laufzeit definitiv besser unterhalten würde.

- Jörg-H. B.v.Grass     

Bewertung: **000

Deutschlandstart: 14. Dezember 2005

Filmverleih: UIP

 

 

 

 

 

Good Woman – Ein Sommer in Amalfi

USA/Italien 2004 / 94 Min.

Regie: Mike Barker.

Darsteller: Helen Hunt, Scarlett Johansson, Tom Wilkinson, Stephen Campbell Moore, Milena Vukotic.

 

Die Story: Die High Society macht in den 30er Jahren an der malerischen italienischen Küste Urlaub. Aus Langeweile ist es völlig natürlich, dass über angebliche Affären getratscht wird. Dieses Gerede wird auch dem Ehepaar Meg (Scarlett Johansson) und Robert Windermere (Mark Umbers) zum Verhängnis. Während man dem jungen Ehemann ein kostspieliges Verhältnis mit der skandalumwitterten Mrs. Erlynne (Helen Hunt) nachsagt, verdächtigt man Meg mit dem berüchtigten Playboy Lord Darlington (Stephen Campbell Moore) zu flirten. Doch Mrs. Erlynne wird nicht nur von einem Mann begehrt. Lord Augustus "Tuppy" (Tom Wilkinson) stellt ihr nach und macht ihr bei der erstbesten Gelegenheit einen Heiratsantrag. Die Verdächtigungen spitzen sich am 21. Geburtstag von Meg zu, mit dem Ergebnis, dass sie ihren Mann verlassen will und in der Nacht zu Lord Darlington flieht. Nun erkennt auch Mrs. Erlynne was sie mit dem Verwirrspiel und ihrem gut behüteten Familiengeheimis angerichtet hat und versucht alle Verdächtigungen aus der Welt zu schaffen. Sie verzichtet auf eine einträgliche Ehe mit "Tuppy", um Meg die Möglichkeit zu geben, wieder mit ihrem Ehemann ins Reine zu kommen...

 

Die Stars: Scarlett Johansson ist in Hollywood das, was man als „Hot Ticket“ bezeichnet. Entsprechend oft sieht man sie in letzter Zeit. Bekannt wurde sie durch „Der Pferdeflüsterer“, „Lost in Translation“ und „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“. Helen Hunt erhielt ihren Oscar für die Hauptrolle in „Besser geht’s nicht“.

 

Der Regisseur: Der1966 geborene Mike Barker verließ mit 16 die Schule, um als unbezahlter Kameraassistent zu arbeiten. Später drehte er Episoden der TV-Serie „Dr. Samantha Ryan“ und den Kino-Thriller „Best Laid Plans“.

 

stadtmagazin-Bewertung: Aufgrund diverser Änderungen am Skript – z.B. spielt der Plot in den aufgeklärten 30ern im Urlaub anstatt im puritanischen London 1890, die Dialoge sind aus diversen anderen Oscar-Wilde-Stücken zusammengeschrieben – haben sich Mike Barker und Drehbuchautor Howard Himelstein entschieden, dem Film mit „A Good Woman“ den Ursprungstitel von Wildes Theaterstücks „Lady Windermeres Fächer“ zu geben. Eine eigenartige Wahl, denn der Film hat nur wenig Moralisierendes wie das Original. In „Lady Windermeres Fächer“ erkennt eine puritanische junge Frau, dass die Grenzen zwischen Gut und Böse fließend verlaufen, und lernt, den eigenen Rigorismus in Frage zu stellen. Dieser Erkenntnisprozess findet im Film eher am Rande statt, was auch daran liegen mag, dass Scarlett Johansson zwar ganz entzückend aussieht, in der Rolle der blonden, naiven und lustfeindlichen Frau aber klar fehlbesetzt ist. Dennoch macht der Film viel Spaß, denn die geschliffenen Dialoge und die großartigen Helen Hunt und Tom Wilkinson sind das Eintrittsgeld alleine wert!

–jvg

Bewertung: ***00

Deutschlandstart: 15. Dezember 2005

 

Verleih: Universum

Oliver Twist

Frankreich 2005 / 128 Min.

Regie: Roman Polanski.

Darsteller: Barney Clark, Sir Ben Kingsley, Leanne Rowe, Jamie Foreman, Edward Hardwicke.

 

Die Story: Oliver Twist (Barney Clark) ist ein Waisenjunge und wächst im Armenhaus auf. Als er sich dort, auf Druck seiner Mitbewohner, über die mangelhafte Ernährung beklagt, wird er an den Leichenbestatter Sowerberry verkauft, wo er in die Lehre gehen soll. Dort wird er von dem älteren Lehrling schikaniert und von Frau Sowerberry schlecht behandelt. Als er nach London flüchtet, trifft er auf eine Bande von Kindertaschendieben, die für den Hehler Fagin (Ben Kingsley) arbeitet. Oliver soll der Bande beitreten, doch bereits beim ersten Ausflug wird er von Mr. Brownlow (Edward Hardwicke), den er bestehlen sollte, erwischt. Anstatt ihn der ungerechten Gerichtsbarkeit auszuliefern, nimmt Brownlow den Jungen bei sich auf. Der Ganove Sikes (Jamie Foreman), der mit Fagin unter einer Decke steckt, entführt Oliver kurz darauf, doch seine Freundin Nancy (Leanne Rowe) verhilft ihm zur Flucht. Sikes erschlägt Nancy und kann zwar Oliver wieder einfangen, wird aber selbst von einer Menschenmenge gejagt und kommt schließlich ums Leben...

 

Der Star: Oscar-Preisträger Sir Ben Kingsley wurde für seine Titelrolle in „Ghandi“ ausgezeichnet. Zu seinen weiteren schauspielerischen Höhepunkten gehören „Sexy Beast“ oder „Schindlers Liste“.

 

Der Regisseur: Nach dem Erfolg von „Der Pianist“ wollte Oscar-Gewinner Roman Polanski einen Familienfilm drehen, ein Märchen für junge Menschen und einen Film für seine eigenen Kinder. Zu seinen anderen Filmen gehören „Tanz der Vampire“, „Chinatown“, „Rosemary’s Baby“ oder „Bitter Moon“.

 

stadtmagazin-Bewertung: Mit „Oliver Twist“, dem zweiten Roman des damals 25jährigen Charles Dickens, greift Polanski einen zeitlosen Stoff auf - die Ausbeutung von Straßenkindern durch Kriminelle. Polanski stützt sich fast auf das ganze Team von „Der Pianist“ - angefangen von Drehbuchautor Ronald Harwood, über Kameramann Pawel Edelman, Ausstatter Allan Starski, Cutter Hervé de Luze bis hin zur exzellenten Kostümdesignerin Anna Sheppard. So verwundert die Perfektion des Gesamtkunstwerks nicht. Polanski strafft die Handlungsstränge, wie im Original wechseln sich Horror und Humor ab, das Gute und das Böse. Stimmig sind die Details bis zu den Lumpen, in denen Oliver sich gen London schleppt, die Metropole mit ihren schmutzigen Gassen und lebendigen Märkten bildet eine eigenständige Figur und Edelmans Kamera gibt Außen- und Innenszenen erst die atmosphärische Dichte und eine bemerkenswerte visuelle Kraft mit exorbitanten Bilderwelten. Doch fragt man sich wer in den Film gehen soll? Für die jüngeren ist der Film zu gruselig und für die älteren Jugendlichen zu langatmig. Es wird wohl ein Familienfilm, bei dem die Eltern auf die lieben kleinen verzichten müssen.

- Jörg-H. B.v.Grass      

 

Bewertung: ***00

Deutschlandstart: 22. Dezember 2005

 

Filmverleih: Tobis

 

 

 

 

 

 

 

U-Carmen

Südafrika 2005 / 122 Minuten

Regie: Mark Domford-May.

Darsteller: Pauline Malefane, Andile Tshoni, Andiswa Kedama, Lungelwa Blou, Zorro Sidloyi.

Die Story: Khayelitsha, ein Township in der Nähe Johannisburgs, in dem eine halbe Millionen Menschen leben, viele von ihnen unterhalb der Armutsgrenze. An sozialem Brennstoff mangelt es nicht, Kriminalität, korrupte Polizisten, AIDS, die alltäglichen Probleme Afrikas. Die heißblütige Carmen (Pauline Malefane) wird von zahllosen Männern umworben, doch der eine, der sie ignoriert ist ihr Ziel. Im Original heißt er Don Jose hier Jongikhya (Andile Tshoni). Er ist Polizist und liest in der Bibel, dem Charme Carmens kann er sich jedoch nicht entziehen. Immer tiefer verstrickt er sich in ihr Netz, gibt seinen Beruf auf und ist bereit alles zu tun, um Carmen für sich zu gewinnen...

Die Stars: Pauline Malefane ist ausgebildete Opernsängerin, hat das Drehbuch ins Xhosa übersetzt und ist die Ehefrau des Regisseurs. Andiswa Kedama sang in mehreren Chören, ist Regieassistentin einer Theatergruppe und hat das Drehbuch mit übersetzt.

 

Der Regisseur: Berlinale-Gewinner Mark Domford-May kann er auf 25 Jahre Erfahrung als Theaterregisseur zurückblicken. Das Medium Film beherrscht er leider noch nicht allzu virtuos.

 

stadtmagazin-Bewertung: Völlig überraschend gewann dieser südafrikanische Film die diesjährige Berlinale. Domford-May verlegt dabei Bizets Oper „Carmen“ in ein südafrikanisches Township und musste kaum Änderungen vornehmen, um die dramatische Liebesgeschichte den afrikanischen Realitäten anzupassen. Eine Opernverfilmung ist schon prinzipiell etwas besonderes, die südafrikanische Version einer europäischen Oper, vorgetragen in Xhosa, einer der Landessprachen Südafrikas, die sich vor allem durch die zahlreichen Klacklaute auszeichnet, ist eine Rarität. Es gelingt Domford-May das differenzierte Bild eines Townships zu zeichnen, das sich trotz der Außenseiterrolle des Regisseurs, der als weißer Südafrikaner in einer völlig anderen Welt aufwuchs und einen großen Teil seines Lebens außerhalb des Landes verbracht hat, durch eine bemerkenswert differenzierten Blick auszeichnet. Weder wird die Armut und die schwierigen Lebensverhältnisse an sich beschönigt noch über die Maßen dramatisiert. Ein interessanter Film mit der zauberhaften Musik von Bizet.

-jvg      

Bewertung: ***00

Deutschlandstart: 22. Dezember 2005

Filmverleih: MFA Film Distribution

 

 

 

Alles ist erleuchtet

USA 2005 / 104 Minuten

Regie: Liev Schreiber.

Darsteller: Elijah Wood, Eugene Hutz, Boris Leskin.

Die Story: Der neurotische Sammler Jonathan Safran Foer (Elijah Wood) bricht nach dem Tod der Großeltern in die Ukraine auf, um die Geheimnise und Wurzeln seiner Familie zu ergründen. Ausgangspunkt seiner Suche ist ein Bild von einem ukrainischen Kornfeld, in dem sein junger Großvater mit einer geheimnisvollen Frau namens Augustine zu sehen sind. Mit diesem Foto, einer Landkarte, die sich bald als untauglich erweisen soll, und dem Namen des Ortes, Trachimbrod, begibt sich der junge Amerikaner in die Obhut einer skurrilen Reiseagentur. Das Unternehmen, das sich laut Eigenwerbung auf die Suche nach jüdischer Kultur im Lande macht, entpuppt sich als Enkel-Großvater-Gespann, das mit einem klapprigen Trabant und dem retardiertem Hund „Samy Davis Jr. Junior“ Jonathan durch die Gegend kutschiert. Bald schon gerät die Suche nach dem Ort der Vorfahren zur Odyssee. Kein Mensch scheint den Ort Trachimbrod zu kennen, der auch auf keiner Karte eingezeichnet ist. Derweil müssen Jonathan und Alex lernen, miteinander zu kommunizieren. Damit ist nicht nur das Sprachproblem gemeint, das der selbsternannte Dolmetscher Alex recht eigenwillig löst. Alex und seinem Großvater fällt es schwer, das Ansinnen des seltsamen Reisenden zu verstehen, der während der Reise scheinbar sinnlose Dinge sammelt, und zudem mit der „abstrusen“ Nachricht überrascht, kein Fleisch zu essen. Erst als die drei nach langer Irrfahrt überraschend doch noch Trachimbrod erreichen, zeigt sich plötzlich, dass die Vergangenheit sie alle wieder einholt…

Der Star: Elijah Wood wurde durch seine Hauptrolle in der „Herr der Ringe“-Trilogie weltberühmt. Weiter drehte er Filme wie „Das Baumhaus“, „Der Eissturm“ oder „Sin City“.

 

Der Regisseur: Liev Schreiber, bislang als Schauspieler („Scream“;„The Manchurian Candidate“) bekannt, war schlau genug, um aus der Fülle des Materials nur Kernaspekte für seine Adaption zu übernehmen. So gestaltet er die Kinofassung als klassisches Roadmovie.

 

stadtmagazin-Bewertung: Es gibt wirklich leichtere Vorlagen für ein Regiedebüt, als ausgerechnet Jonathan Safran Foers fulminanten Erstlingsroman „Alles ist erleuchtet“. Der virtuose Stilmix und die inhaltliche Vielfalt des hoch gelobten Romans sind kaum in einem Kinofilm zu bändigen. Doch Schreiber, dessen Vorfahren auch aus der Ukraine stammen, gelingt ein beeindruckender Balanceakt. Ganz allmählich leitet der Film vom bloßen Unterhaltungsaspekt zur ernsthafteren Thematisierung über - der Auseinandersetzung mit dem Holocaust, der auch in der Ukraine jüdisches Leben und Kultur fast total ausradiert hat. Die Bedeutung von Erinnerung, die Schmerzen und Gefahren, die mit einem solchen Prozess verbunden sind, werden hier aus verschiedenen Perspektiven eindrucksvoll aufgezeigt.

- Jörg-H. B.v.Grass     

Bewertung: ***00

Deutschlandstart: 15. Dezember 2005

 

Filmverleih: Warner

 

 

 

 

 

Kurzbelichtet:

 

Wo die Liebe hinfällt

Sarah Huttinger (Jennifer Aniston) kommt mit ihrem Freund (Mark Rufalo) zur Hochzeit ihrer Schwester (Mena Suvari) - und stellt kurz darauf ihre eigenen Heiratspläne erst einmal zurück, als sie entdeckt, dass ihre Familie die Vorlage für den Film "Die Reifeprüfung" war. Ihre Mutter und ihre Großmutter (Shirley Maclaine) hatten eine Affäre mit dem gleichen Mann (Kevin Kostner) - und auch Sarah geht ihm etwas näher auf den Grund… Eine Art Fortsetzung des Klassikers "Die Reifeprüfung" aus der Feder von "Ocean's Eleven"- Autor Ted Griffin. Klingt ein wenig schräg und überambitioniert, aber Shirley Maclaine und die restlichen Stars bereiten ein wahres Vergnügen.

-jvg      

Bewertung: ***00

Deutschlandstart: 22. Dezember 2005

 

Verleih: Warner

 

 

 

 

 

Terkel in Trouble

Terkel ist ein pickeliger, zahnspangiger Siebtklässler. Als ob das nicht schon Schicksalsschlag genug wäre, ist er Stamm-Opfer der Klassenschläger Sten und Saki. Seine kettenrauchende Mutter Beate und sein wortkarger Vater Leon sind Terkel keine Hilfe. Schon gar nicht sein daueralkoholisierter Onkel Stewart. Terkels Probleme gehen dank ihm erst richtig los. Als Terkel auf einer Feier für Sten und Saki eine Pulle Bier klauen soll, kriegt Onkel Stewart das mit und haut den beiden Klassen-Rowdies ordentlich eins in die Fresse. Schlecht für Terkel, der nun sein letztes Stündlein geschlagen sieht. Es häufen sich Drohbriefe und Zwischenfälle, die Terkel keine ruhige Minute mehr lassen. Zur Seite stehen Terkel nur sein seltsamer Kumpel Jason und der Panda-Pulli-tragende, super verständnisvolle Aushilfslehrer Gunnar, der schon etwas merkwürdig ist… Skurril, völlig politisch unkorrekt und absolut komisch kommt dieser dänische Computeranimationsfilm wie eine Splatter-Version von „Toystory“ daher. Dagegen ist „South Park“ ein Altdamenkränzchen! Viele anspielungen auf Klassiker des Genres (z.B. Vorspann wie bei „Sie7en“) Bei soviel anarchischer Schrägheit wundert es dann auch kaum, dass in der deutschen Synchronfassung "Ärzte"-Drummer Bela B. Felsenheimer ausnahmslos alle Rollen spricht und singt - so wie es im dänischen Original der Terkel-Schöpfer Anders Matthesen getan hat.

- Jörg-H. B.v.Grass     

Bewertung: ***00

Deutschlandstart: 22. Dezember 2005

 

Verleih: Movienet Film

 

 

 

Domino

Domino (Keira Knightley) kommt als Tochter des Schauspielstars Lawrence Harvey und des Topmodels Sophia Wynn (Jacqueline Bisset) in einer Welt voller Reichtum zur Welt. Sie schert sich keinen Tag ihres Lebens um vermeintliche Privilegien. Nach einem kurzen Ausflug in die Fashion-Welt als Model findet sie eher zufällig ihre Bestimmung, als sie an einem gefakten Seminar für Kopfgeldjäger teilnehmen will. Ihre grimmigen Kollegen werden eine Art Ersatzfamilie. Der raubeinige Ex-Kriminelle Ed Mosbey (Mickey Rourke) wird ihr Mentor, während sie vom attraktiven Latino Choco (Edgar Ramirez) heimlich verehrt wird. Der Dritte ist Alf (Rizwan Abassi), ein afghanischer Einwanderer mit Hang zu Sprengstoffen. TV-Produzent Mark Heiss (Christopher Walken) wird auf das erfolgreiche Quartett aufmerksam und macht sie zu Stars in der Reality-TV-Serie „The Bounty Squad“. Die Vier stehen kurz vor ihrem schwierigsten Job… Regisseur Tony Scott („True Romance“) hat einen 128-minütigen Video-Clip aus den teilweise auf wahren Begebenheiten basierenden Plot gemacht. Das ist ziemlich wackelig, anstrengend und wirkt auf die Dauer gar nicht so cool.

-jvg

Bewertung:**000

Deutschlandstart: 29. Dezember 2005

                

Verleih: Fox

 

 

 

 

 

Die Familie Stone – Verloben verboten!

Die Familie Stone kommt wie immer zum Weihnachtsfest zusammen. Unerwartet ist nur, dass Sohn Everett (Dermot Mulrony) seine neue Freundin Meredith (Sarah Jessica Parker) mitbringt. Er will um ihre Hand anhalten. Die Familie ist von Meredith alles andere als angetan. Meredith fühlt sich in die Enge getrieben und holt ihre kleine Schwester Julia (Claire Danes) zu Hilfe, doch dadurch wird das Chaos noch vollkommener. Everetts Bruder Ben (Luke Wilson) baggert an Meredith und Everett hat nur noch Augen für Julie… Ein großes Starensemble, darunter Diane Keaton, Craig T. Nelson und Rachel McAdams, wurde für diesen Weihnachtsspaß versammelt, in der das Fest des Friedens in gewohnter Manier in Chaos und Verwirrungen versinkt. Regisseur Thomas Bezucha, der bislang nur „Big Eden“ im Jahr 2000 drehte, war vor seiner Filmkarriere zehn Jahre lang Modemanager bei Ralph Lauren.

- Jörg-H. B.v.Grass

Bewertung:***00

Deutschlandstart: 15. Dezember 2005

                

Verleih: Fox

 

 

Solange Du da bist

Die Krankenhausärztin Elisabeth Masterson (Reese Witherspoon) erleidet einen schweren Verkehrsunfall. Derweil versucht Witwer Danny (Mark Rufalo) den Kummer über den Tod seiner Frau mit Bier und dem Umzug in eine möblierte Wohnung zu vergessen. Dannys Junggesellen-Benehmen rufen Elisabeth auf den Plan, die ihn für einen Obdachlosen mit mentalen Problemen hält, der sich in ihre Wohnung eingenistet hat. Tatsächlich aber liegt Elisabeth im Koma und befindet sich in einer Zwischenwelt zwischen Himmel und Erde und nur Danny kann ihre Erscheinung sehen… Diese melancholisch angehauchte Romanze ist ganz im Stil von "Ghost" und "Stadt der Engel". Für junge Mädchen allemal ein himmlisches Vergnügen.

-jvg

Bewertung: ***00

Deutschlandstart: 01. Dezember 2005

 

Verleih: UIP

 

 

 

Cry_Wolf

Als eine Frauenleiche in der Nähe eines Internats aufgefunden wird, beschließt eine Gruppe gelangweilter Kids, dem Rest der Schule einen perfiden Streich zu spielen und verbreitet via Internet das Gerücht, es ginge ein Serienkiller namens "Wolf" um. Im Anhang senden sie Beschreibungen der nächsten Opfer - allesamt bekannte Mitschüler. Als es in der Halloween-Nacht tatsächlich zu Morden kommt, gerät der Streich außer Kontrolle… Die amerikanischen Nachwuchsfilmemacher Jeff Wadlow und Beau Bauman orientierten sich bei ihrem konventionellen Gruselschocker an Genrefilmen von Wes Craven. In der derzeitigen Filmlandschaft wirkt "Cry Wolf" reichlich antiquiert, ist voller langweiliger Figuren und völlig frei von Ironie.

-jvg

Bewertung: **000

Start: 08. Dezember 2005

 

Filmverleih: 3L

 

 

 

Alles was ich an Euch liebe

Leni Dalinsky (Norma Aleandro) und ihr Verlobter Rafi (Guillermo Toledo) sehen aufgeregt dem ersten Zusammentreffen Rafis mit Lenis Familie entgegen. Ein an sich harmloses Unterfangen, wäre da nicht der erwähnenswerte Umstand, dass Leni Jüdin und Rafi Palästinenser ist. Die Dalinskys entpuppen sich als extreme Exzentriker. Bruder David durchläuft gerade eine Phase der Bekehrung zum orthodoxen Judentum. Die nymphomanische Schwester Tania wohnt mit Tochter Paula noch im Haus der Eltern. Mutter Gloria pflegt ihr Selbstbild als Märtyrerin. Außer Kontrolle gerät das Familienfest, als Rafi einen Block mit tiefgefrorener Suppe aus dem Fenster des Hochhauses flutscht und einen Passanten trifft. Später entpuppt sich das Opfer als das noch fehlende Familienoberhaupt Ernesto. Der Versuch von Leni und Rafi, den Vorfall zu vertuschen, ist der Beginn einer Kette von höchst skurrilen Verwicklungen… Schräg, neurotisch, komisch – kommt einem spanisch vor – ist es auch!

- Jörg-H. B.v.Grass

 

Bewertung:***00

Deutschlandstart: 1. Dezember 2005

 

Verleih: Arsenal

 

 

Copyright für alle Kritiken filminformer - Jörg-H. B. v. Grass 1999-2006

 

Kostenlose Website erstellt mit Web-Gear

Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der Autor dieser Homepage. Missbrauch melden